FINANCIAL PLANNING News

Wie gelingt die Digitalisierung in der Vermögensverwaltung?

Finanzdienstleister sind täglich mit vielen Fragestellungen konfrontiert, seien es die Märkte, Produkte oder oft auch regulatorische Themen. Für tiefgreifende strategische Entwicklungen fehlt folglich oft schlicht die Zeit. Ein anschauliches Beispiel sind die Veränderungen durch das iPhone. Während es im Privatleben Einzug hielt und unser Leben veränderte, wurden die Konsequenzen der Digitalisierung für das eigene Geschäftsmodell mangels Kapazitäten oder Möglichkeiten lange nicht konsequent angegangen.  

Dies betrifft sowohl die gewachsenen Kundenbedürfnisse im Vertrieb (Frontend) als auch viele Prozesse (Backend), die lange nicht automatisiert wurden. Kunden erhalten in nahezu allen Bereichen ihres Lebens digitale Lösungen und Apps von Shops und Dienstleistern. Die Erwartungshaltung an die Finanzindustrie ist daher immer mehr, dass auch sie entsprechende Services vorhält.

Im Backend besteht in der Branche zudem immer noch ein Hang zum „Selbermachen“ beziehungsweise Insourcing. Dabei vertraut man weiterhin auf jahrelang gewachsene Tabellen und Wordvorlagen. Gerade bei regulatorischen oder technischen Neuerungen stoßen solche Ansätze jedoch an ihre Grenzen. Der wachsende Personalmangel, aber auch kritische Kopfmonopole befeuern die Probleme. Eine effiziente und gleichzeitig Compliance-konforme Weiterentwicklung ist kaum noch möglich. Darüber hinaus muss in vielen Häusern immer noch erhebliches Personal vorgehalten werden, um die Systeme und Prozesse tagtäglich zu betreuen. Diese Ressourcen könnten meist sinnhafter im Vertrieb der eigenen Dienstleistungen eingesetzt werden. 

Anhand unserer Erfahrungen möchten wir Ihnen gern einen Überblick geben, was die eigentlichen Herausforderungen sind, wenn es um Digitalisierung in der Vermögensverwaltung geht. Was macht Digitalisierungsprojekte erfolgreich? Diese zehn Punkte gilt es zu meistern:

1. Fokussieren Sie sich auf Ihr Kerngeschäft!

Sie kennen Ihre Prozesse und Abläufe am besten, haben eine eigene IT und können deshalb alles selbst am besten? Warum lagern Sie belastende Prozesse nicht aus und fokussieren sich auf Ihre Kernkompetenzen? Denn das ist der Grund, warum der Kunde zu Ihnen kommt. 

2. Augen auf bei der Partnerwahl!

Wenn Sie sich entschieden haben, Prozesse auszulagern, sollten Sie den Markt sondieren und Anbieter pitchen lassen, die über die nötige Erfahrung bei solchen Prozessen verfügen. Lassen Sie sich Referenzprojekte vorstellen und sprechen unbedingt mit aktiven Kunden des Dienstleisters.

Dr. Harald Brock,
Geschäftsführer, investify TECH

3. Denken Sie einen Schritt weiter!

Vermeiden Sie eine geschlossene Software-Architektur. Es wird immer wieder Neuerungen geben, die Sie berücksichtigen müssen, weitere Programme kommen hinzu. Damit Sie nicht immer wieder bei null anfangen müssen, sollten Sie abgekapselte Systeme vermeiden, sie werden Sie stets ausbremsen. Wichtig ist folglich, einen Partner mit einer offenen Software- Architektur zu wählen. Dies stellt sicher, dass Sie zukünftig neue Programme einfach „andocken“ können und Schnittstellen dauerhaft reduzieren. 

4. Nutzen Sie die Vorteile von Plattformen! 

Plattformen mit ihren offenen Schnittstellen (APIs) bieten Ihnen viele Vorteile. Sie erhalten ein weitestgehend „fertiges“ Produkt, welches einfach an Ihre Vorgaben angepasst werden kann. Desweiteren profitieren Sie von günstigeren Entwicklungskosten und schnellerer Implementierung. Und nicht zuletzt erhalten Sie eine kontinuierliche Weiterentwicklung – und das meist sogar ohne weitere Kosten.

5. Haben Sie den Mut, alte Zöpfe abzuschneiden!

Es ist nur vermeintlich effizienter, ein einmal entwickeltes System, mit dem alle seit Jahren arbeiten, immer wieder weiterzuentwickeln. Screenen Sie den Markt, ob es nicht Lösungen gibt, die wirklich effizienter sind, weil sie Ihnen und Ihren Mitarbeitern Arbeit abnehmen.

6. Sind Sie wirklich so besonders?

Wer seinen Kunden individuelle Lösungen bietet, ist meist überzeugt davon, einzigartig zu sein. Doch sind hierfür auch individuelle Software-Lösungen notwendig? Sie kosten meistens Zeit und Geld. Mit individualisierten Plattformlösungen kommen Sie oft besser, günstiger und schneller ans Ziel. Somit haben Sie mehr Zeit für Ihre individuellen Leistungen im Asset Management, dem Vertrieb und der Kundenbetreuung. 

7. Ist Tohuwabohu wirklich des Rätsels Lösung?

Wenn Sie mit zu vielen Partnern oder Anbietern von einzelnen Programmen arbeiten, kommen Sie irgendwann an den Punkt, dass Sie vor lauter Schnittstellen nicht mehr ein noch aus wissen. Eine Lösung für digitales Onboarding, eine für das elektronische Postfach, wieder eine andere fürs Reporting

Selbst wenn es Ihnen gelungen ist, immer die beste Lösung eingekauft zu haben: Alle müssen miteinander kommunizieren, aufeinander abgestimmt werden. End-to-End-Lösungen bieten Ihnen alles aus einer Hand an. Komplexe Systemintegrationen sowie aufwendiges Schnittstellenmanagement können Sie sich sparen. Eine integrative Lösung führt Sie sicherer ans Ziel.

8. Regulatorik und Digitalisierung sollten Hand in Hand gehen

Regulatorik und Digitalisierung werden oft in einem Atemzug genannt, wenn es um große Herausforderungen für Banken und Vermögensverwalter geht. Leider werden sie aber selten zusammen „gedacht“. Eine intelligente Digitalisierungsstrategie sollte regulatorische Aspekte gleich mit abarbeiten. Dadurch entstehen echte Effizizenzgewinne und Sie werden in vielerlei Hinsicht von manuellen Tätigkeiten entlastet.

9. Herr Meier ist krank

Kopfmonopole. Ein kritisches Thema. Gut aufgesetzte digitale Lösungen funktionieren, ohne dass es im Tagesgeschäft bestimmte Mitarbeiter braucht. Das hilft sowohl bei quantitativen Schwankungen des Arbeitsanfalls als auch bei Abwesenheit einzelner Mitarbeiter.

10. Abwarten und Tee trinken?

Das ist sicher die schlechteste Herangehensweise. Natürlich gilt es, nichts zu überstürzen und nicht hektisch und unüberlegt einzelne Aktivitäten loszutreten. Entwickeln Sie eine Strategie, um Ihre Geschäftsprozesse ganzheitlich zu digitalisieren. Dabei ist es nicht zielführend, nur nach vorne ein modernes Frontend aufzubauen, wenn die dahinterliegenden Tätigkeiten weiterhin manuell abgearbeitet werden. Echte Digitalisierung bedeutet insbesondere auch Effizienzsteigerung und Skalierbarkeit sämtlicher Prozesse. Beschäftigen Sie sich jetzt mit der Digitalisierung – die Vorteile werden Sie überzeugen!


Dies ist ein Artikel aus unserem FINANCIAL PLANNING Magazin. Hier geht es zu der aktuellen Ausgabe: